
Praxischeck KI
Artificial Intellingence
Web 3.0

Article Published on:
04/11/2025
Die digitale Diskrepanz
Der deutsche Mittelstand, das Rückgrat der nationalen Wirtschaft und Motor für Innovation, steht an einem entscheidenden Scheideweg. Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine futuristische Vision mehr, sondern ein fundamentaler Produktivitätsfaktor der Gegenwart. Doch während die strategische Bedeutung von KI in den Führungsetagen unbestritten ist, klafft eine signifikante Lücke zwischen Erkenntnis und tatsächlicher Umsetzung.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Aktuellen Studien zufolge betrachten über 81 Prozent der Unternehmen KI als die wichtigste Zukunftstechnologie, und eine knappe Mehrheit von 51 Prozent ist sogar der Überzeugung, dass Unternehmen, die KI ignorieren, keine Zukunft haben (Bitkom, 09/2025). Diese hohe strategische Einsicht kontrastiert jedoch stark mit der tatsächlichen Nutzungsrate. Obwohl die Anwendung von KI rasant zunimmt, nutzen derzeit nur etwa 36 Prozent der deutschen Unternehmen aktiv KI-Technologien. Besonders im Mittelstand ist die Hürde der Initialinvestition und der Komplexität noch deutlich spürbar. Lediglich 15 Prozent der mittelständischen Unternehmen setzen KI aktiv ein, obwohl 85 Prozent die Wichtigkeit für ihre Zukunftsfähigkeit erkennen – eine Diskrepanz von 70 Prozentpunkten (Plotdesk, 09/2025).
Der Fokus muss sich daher von der theoretischen Debatte hin zur praktischen Implementierung verschieben. Ziel dieses PraxisChecks ist es, Führungskräften aus den Bereichen IT, Prozessmanagement, Business Development und Einkauf konkrete, umsetzbare Wege aufzuzeigen, wie KI im Mittelstand nicht zum Mammutprojekt, sondern zum messbaren Quick Win wird.
Strategie, Umsetzbarkeit und konkrete Anwendungsfälle
Der Mittelstand besitzt durch seine Agilität, die kurzen Entscheidungswege und die Inhaberführung einen inhärenten Vorteil bei der Einführung neuer Technologien. Dieser Vorteil kann jedoch nur genutzt werden, wenn die typischen Hemmnisse – mangelndes internes Wissen, unklare Kosten-Nutzen-Rechnung und die Sorge vor rechtlicher Unsicherheit – systematisch adressiert werden.
Die zentralen Hemmnisse und der ROI-Fokus
Viele mittelständische Führungskräfte zögern, da die Digitalisierungskosten in der Vergangenheit oft höher ausfielen als geplant (Maximal.Digital, 10/2025), und 72 Prozent der Unternehmen kein dediziertes Digitalisierungsbudget besitzen. Dies führt zu der weit verbreiteten Annahme, KI sei primär ein Kostenfaktor.
Tatsächlich steht die deutsche Wirtschaft momentan in der Phase der Konzeptentwicklung und des Business Case-Monitorings. Über ein Drittel der Unternehmen in Deutschland befindet sich in der Definition des Geschäftsszenarios, während über die Hälfte noch am Konzeptnachweis arbeitet (Markt & Mittelstand, 12/2024). Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines Return-on-Investment (ROI)-zentrierten Ansatzes.
KI als Hebel für Effizienz:
Die Potenziale zur Effizienzsteigerung sind unmittelbar und hochrelevant für jeden Unternehmensbereich:
Prozesskosten: Reduzierung um bis zu 32 Prozent.
Verwaltungsaufwand: Reduzierung um bis zu 28 Prozent.
Umsatzsteigerung: Durchschnittlich +18 Prozent durch neue digitale Geschäftsmodelle (Maximal.Digital, 10/2025).
Anstatt in umfassende, jahrelange Transformationsprojekte zu investieren, liegt der Schlüssel darin, klein anzufangen, den Erfolg früh zu demonstrieren ("Quick Wins") und so die interne Akzeptanz nachhaltig zu steigern (Plotdesk, 09/2025).
Quick Wins: Konkrete Anwendungsszenarien im Mittelstand
Der Erfolg von KI im Mittelstand hängt nicht von der Entwicklung eigener Algorithmen ab, sondern von der pragmatischen Nutzung bestehender, hochreifer Anwendungen, die schnell implementiert werden können.
Prozessmanagement und IT-Leitung: Effizienz durch Automatisierung
Für IT-Leiter und Prozessmanager bieten sich die schnellsten Amortisationsmöglichkeiten in der Automatisierung und der Datenanalyse:
Predictive Maintenance (Vorausschauende Wartung): Durch die Analyse von Maschinendaten können Ausfälle präzise vorhergesagt und Wartungen optimiert werden. Dies reduziert Stillstandszeiten und senkt die Wartungskosten erheblich. Die Produktion ist laut Studien das Einsatzfeld, in dem KI-nutzende Unternehmen am häufigsten aktiv sind (IW, 07/2025).
Intelligente Dokumentenverarbeitung (IDP): Im Einkauf oder in der Verwaltung können KI-Lösungen Rechnungen, Lieferscheine oder Verträge automatisch erkennen, klassifizieren und Daten extrahieren. Dies beschleunigt den Purchase-to-Pay-Prozess und entlastet Sachbearbeiter von repetitiven Aufgaben.

B. Business Development und Kundenservice: Die Kraft der Generativen KI
Die Einführung von Generativer KI (GenAI), wie sie durch Tools zur automatisierten Text- und Inhalterstellung bekannt ist, bietet besonders im Business Development und im Kundendienst unmittelbare Vorteile:
KI-gestützte Chatbots: Die Implementierung eines ersten KI-Chatbots im Kundendienst ist kosten- und aufwandsseitig überschaubar (Cobuddy, 11/2024) und erlaubt es, erste Erfahrungen mit KI zu sammeln. Die Entlastung des Kundensupports und die verbesserte Verfügbarkeit sind direkte Quick Wins.
Automatisierte Content-Erstellung: Im Marketing und in der internen Kommunikation kann GenAI zur Erstellung von Entwürfen, Berichten oder Produktbeschreibungen genutzt werden. Dies beschleunigt kreative Prozesse, ohne die menschliche Kontrolle über den finalen Output zu verlieren.
Der Weg zur KI-Readiness: Wissensaufbau als kritischer Erfolgsfaktor
Die größte Hürde für KMU ist nicht die Technologie selbst, sondern der Mangel an interner Expertise und die Unsicherheit über die Datensicherheit und Governance. Studien belegen, dass fehlendes Wissen und Unklarheit über die rechtlichen Folgen die häufigsten Gründe für den Nichtgebrauch von KI im Mittelstand sind (Statistisches Bundesamt, 11/2024).
Führungskräfte müssen daher eine klare KI-Strategie definieren, die auf drei Säulen ruht:
Infrastruktur-Modernisierung: Die Beschleunigung der Modernisierung von Altsystemen ist für 91 Prozent der Führungskräfte kritisch (Markt & Mittelstand, 12/2024). Ohne eine moderne, cloudbasierte und datenfähige Infrastruktur können KI-Lösungen ihr Potenzial nicht entfalten.
Daten-Governance: Die Sensibilität des deutschen Mittelstands für Datenschutz und die Sicherung sensibler Unternehmensdaten ist hoch. Investitionen in klare Governance-Standards und Datenplattformen sind die Grundlage für eine rechtssichere und vertrauenswürdige KI-Nutzung.
Mitarbeiter-Qualifizierung: KI wird primär zur Unterstützung und Produktivitätssteigerung von Beschäftigten eingesetzt, nicht zum Ersatz. Ein Drittel der Unternehmen hofft, dass KI den Fachkräftemangel mildern kann (Bitkom, 09/2025). Der systematische Aufbau von KI-Kompetenzen durch Schulungen und praxisorientiertes Training ist daher entscheidend, um die Akzeptanz von 20 Prozent auf 70 Prozent zu steigern (Plotdesk, 09/2025) und so die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Jetzt handeln für den Wettbewerbsvorteil von morgen
Künstliche Intelligenz ist im deutschen Mittelstand kein optionales Thema mehr, sondern eine unumgängliche strategische Notwendigkeit. Die Gefahr besteht nicht darin, ob KI kommt, sondern darin, den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren, die massiv in diesen Bereich investiert.
Der Schlüssel zur erfolgreichen KI-Einführung im Mittelstand liegt im Pragmatismus des Quick Wins. Führungskräfte müssen die Angst vor dem "großen Knall" ablegen und stattdessen gezielt Prozesse im eigenen Verantwortungsbereich – sei es im Einkauf, in der IT oder im Kundendienst – identifizieren, die mit überschaubaren KI-Lösungen schnell automatisiert und optimiert werden können. Die messbaren Erfolge bei der Reduktion von Prozesskosten und der Steigerung des Umsatzes sind die beste Argumentation für die Skalierung weiterer KI-Projekte.
Um die beschriebene Lücke zwischen strategischer Einsicht und praktischer Handlung zu schließen und die Unsicherheit bezüglich fehlendem Fachwissen und der rechtlichen Rahmenbedingungen zu beseitigen, ist eine strukturierte, praxisorientierte und tiefgreifende Schulung unerlässlich. Nur durch fundiertes Wissen über die konkreten Anwendungsmöglichkeiten und die Erarbeitung eines individuellen, ROI-fokussierten Business Case können mittelständische Führungskräfte die digitale Transformation ihres Unternehmens erfolgreich vorantreiben und den #PraxisCheck bestehen.





